Unverhofft
sind wir am 13.03.2008 zum Joschi gekommen. Unsere Tierärztin rief uns
an, ob wir nicht jemanden wüssten, der einen kleinen Weißkopfnymphen
aufnehmen könnte. Da wir momentan die Situation haben, dass unsere
Bubuhs sich in den Zorro verliebt hat, die beiden jedoch nicht
zueinander finden, haben wir uns gesagt, dann probieren wir es, ob nicht Bubuhs und Joschi zueinander finden.
Joschi saß also bei
der Tierärztin und diese hatte ihn von einer älteren Dame, die sich um
den Süßen nicht mehr richtig kümmern konnte. Joschi ist jetzt ca. 12 Jahre
alt, kam aus Einzelhaltung und war sehr menschenbezogen. Die alte Dame
hat ihm offensichtlich immer viel vorgesprochen und er versucht, das
nachzusprechen. Leider ist es nicht zu verstehen.
Zur Eingewöhnung und
Quarantäne saß Joschi erstmal weiterhin einzeln und man konnte gut an
ihn heran und sich mit ihm unterhalten. Er kam dann ganz dicht ans
Käfiggitter und hörte einem zu. Soweit alles ganz unauffällig.
Irgendwann nach der
Quarantäne jedoch, als Joschi seinen ersten Freiflug machen durfte,
zeigte sich, dass er extrem aggressiv und auch eifersüchtig uns und
auch den anderen Nymphen gegenüber reagierte. Er hat unsere
Nymphenmädchen regelrecht bedrängt und die Hähne voller Wut
weggebissen und gejagt. Standen wir in seiner Nähe, dann hat er auch
uns versucht zu attackieren. Er hat uns immer wieder angegriffen, ist
uns auf den Kopf gesprungen, hat uns versucht, in den Kopf zu beißen.
Er war so aggressiv,
dass wir ihn anfangs wirklich nur ganz kurz rauslassen konnten und ihn
dann wieder in sein Häuschen bringen mussten. Das ging nur mit einem
kleinen Käfigoberteil, was wir über ihn drübergestülpt haben. Er ist
dann in dem Käfigteil nach oben geklettert und wir konnten ihn „nach
Hause“ tragen.
Es hat sehr lange
gedauert, Joschi so weit zu bekommen, dass er mit den anderen auch mal
ein bisschen länger zusammen draußen bleiben konnte. Es ging anfangs
ein paar Minuten gut und dann fing er wieder an, aggressiv zu werden.
Mit der Zeit hatten
wir ihn so weit, dass er auch mal eine Stunde mit den anderen
mitfliegen durfte, dann wurde er wieder aggressiv.
Die Abstände wurden
jedoch immer größer und es kam auch der Zeitpunkt, an dem Joschi die
ganze Zeit mit den anderen mitfliegen durfte.
Nun wollten wir
versuchen, Joschi langsam in die Voliere zu den anderen zu setzen. Das
Mitfliegen mit den anderen klappte inzwischen sehr gut, nun sollte er
lernen, auch in der Voliere mit den anderen zusammenzuleben. Das
gestaltete sich jetzt genauso schwierig. Auch hier zeigte sich wieder
seine Aggressivität. Also war auch hier wieder langsames Heranführen
angesagt.
Das hat sich nun über
knapp vier Monate hingezogen und erst im Juni 2008 haben wir Joschi erlauben können, zu den anderen in die Voliere zu ziehen.
Joschi ist ein
extremes Beispiel für einen fehlgeprägten Nymphen. Wir haben noch nie
so einen aggressiven Nymphensittich gehabt und wir waren uns anfangs
nicht sicher, ob wir Joschi jemals integrieren können und er bei uns
bleiben kann.
Es hat sich jedoch
gezeigt, dass man mit viel Zeit und Geduld eine Menge erreichen kann.
Leider hat Joschi sich
mit der Zeit in den Kopf gesetzt, unsere Sammy zu erobern. Diese ist
jedoch fest mit Bobby verpaart und Joschi war dadurch total
frustriert. So haben wir Joschi zu einer Freundin auf Brautschau
geschickt. Doch auch da sollte es nicht klappen. Zum Zeitpunkt seiner
Ankunft dort gab es ja noch freie Mädels, doch haben sich dann auch
bei ihr die letzten Pärchen gefunden und Joschi war wieder traurig und
frustriert und er versuchte, ein kleines sensibles Hähnchen als
seinen Freund zu gewinnen. Dieser wollte das jedoch gar nicht, Joschi
bedrängte den Kleinen immer mehr und die Situation für den kleinen
Hahn war so nicht mehr tragbar.
Also sollte Joschi
erstmal zu uns zurückkommen, in der Hoffnung, dass er hier unsere
Sammy zwischenzeitlich vergessen hat uns sich vielleicht einem anderen
Mädchen zuwendet. Denn in der Zwischenzeit waren zwei weitere
Nymphenmädels bei uns eingezogen.
Allerdings hat sich
dann kurzfristig noch eine andere Möglichkeit ergeben und so zog Joschi erstmal in eine Vogelpension, wo er unter mehreren unverpaarten Hennen frei wählen konnte.
Dort blieb er fast fünf Monate und viele Nymphenhennen später, die ihm
alle nicht gefielen, fand er dann endlich seine Traumfrau Winnie und
zog dann mit dieser zu unserer
Freundin zurück, denn Joschi hatte fast ein ganzes Jahr bei
ihr gewohnt und so sollte er dann auch wieder zu ihr zurückdürfen und
mit seiner neuen Freundin glücklich und zufrieden bei ihr leben.
Anfangs merkte man ihm an, dass er Angst hatte, sein
neues Zuhause und seine Traumfrau Winnie wieder zu verlieren und er
fing an, den Hahn, der er damals so nach Freundschaft bedrängt hatte,
durch die Gegend zu scheuchen. Da Joschi und Winnie jedoch brutig
waren, wie sie wieder nach Hause zurückkehrten, war die Vermutung
groß, dass es mit der Brutigkeit zusammenhing.
Joschi und Winnie bezogen so erstmal eine Einzelvolie,
solange bis sich die Brutigkeit gelegt hat und wurden langsam mit den
anderen Nymphen zusammengeführt. Und nun endlich, zu Weihnachten 2010,
legt sich bei Joschi und Winnie auch die Brutigkeit und man merkt, wie
Joschi immer entspannter wird und inzwischen kann er auch mit den
anderen friedlich nebeneinander sitzen und er hat jetzt gemerkt, dass
ihm keiner mehr seine Winnie wegnehmen möchte und er nun endlich auch
wieder zu Hause angekommen ist.
Es hat lange gedauert, bis Joschi das nun wieder
verstanden hat, aber es hat sich gelohnt, ihm die Zeit hierzu zu
ermöglichen.